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Roboterjournalismus: Zwischen Killer-KI und praktischem Helferlein

Je nachdem wen man fragt, ist Roboterjournalismus entweder die Rettung vor der Medienkonzentration oder der Untergang des journalistischen Handwerks. Wie so oft, liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen.

Je nachdem wen man fragt, ist Roboterjournalismus entweder die Rettung vor der Medienkonzentration oder der Untergang des journalistischen Handwerks. Wie so oft, liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen.

 

Eines vorweg: Der Begriff Roboterjournalismus ist eigentlich nicht richtig. Es sitzt natürlich kein Roboter vor dem PC und tippt dort Artikel ab. Nein, der Begriff „Algorithmus-Journalismus“ wäre treffender – geht aber schwerer über die Lippen und eignet sich viel weniger dazu, Feindbilder heraufzubeschwören: „Die bösen Roboter nehmen nun auch schon den Journalist*innen die Jobs weg. Wer kommt als nächstes?“

 

Schon jetzt Realität

Tatsächlich findet Roboterjournalismus bereits zahlreiche Einsatzgebiete, etwa in der Sport-, der Börsen-, der Verkehrs- oder der Wetterberichterstattung. Programme ziehen hier aus einem Datenpool Informationen heraus und verpacken sie in eine Reihe von standardisierten Sätzen. Füttern Vereine sie zum Beispiel mit Daten aus regionalen Fußballspielen, können diese Programme selbstständig Spielberichte schreiben – ohne, dass ein*e Journalist*in je den Platz betreten muss. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie als Leser*in auch schon mal einen automatisierten Bericht gelesen haben (und es Ihnen nicht mal aufgefallen ist), ist sehr hoch.

 

Einsparungspotenzial

Für Medien sind solche Programme insofern interessant, da sie natürlich Einsparungspotenzial bieten. Das heißt nicht zwangsläufig, dass Journalist*innen deswegen ihren Job verlieren. Aber guter Journalismus ist teuer und gerade für kleine Medien wäre es Ressourcenverschwendung, wenn ihre Topredakteur*innen Kurzmeldungen zu Wetterberichten abtippen müssten, wenn sie die Zeit sinnvoller in Recherchen für eine große Aufmachergeschichte investieren können. Vor allem bei knapp besetzten Redaktionen kann Roboterjournalismus ein Segen und eine Entlastung sein. Kleine Randnotizen von einem Programm erledigen zu lassen, ist prinzipiell auch nicht ethisch verwerflich.

 

Qualitätsjournalismus ist Menschen-Sache

Es muss aber immer klar sein, dass Roboterjournalismus echte Journalist*innen nicht ersetzen kann. Wer in unserem Beispiel keine Reporter*innen mehr zu Regionalspielen schickt, der bekommt auch nichts vom dramatischen Kampf ewiger Rivalen, den Dramen am Spielfeldrand und der Leidenschaft der Fans mit. Die Berichte werden faktisch richtig sein, mehr aber auch nicht. Ein Programm fragt nicht nach. Es kann nur mit dem arbeiten, mit dem man es füttert.

 

Quellen: JournalistikonDie Furche

Titelbild von Markus Spiske on Unsplash